• Matrix Games: Close Combat - Panthers in the Fog REVIEW

    Die "Close Combat"-Serie! Wer kennt sie nicht? Zwischen 1996 und 2000 veröffentlichte der Spieleentwickler "Atomic Games" insgesamt fünf Teile, die sehr schnell eine große und treue Fangemeinde hinter sich bringen konnten. Insbesondere die Multiplayeroption ließ ganze Onlineclans und Ligen entstehen und die Modder-Szene brachte eigene hochwertige Kampagnen und Erweiterungen hervor.

    Die Spiele behandelten alle diverse Schlachten oder Operationen des Zweiten Weltkrieges - vornehmlich an der Westfront - bei dem der Spieler einen Mix aus Infanterie- und Panzertruppen aus der "Top-Down"-Ansicht steuern konnte. Besonders hervorgetan haben sich die in Echtzeit laufenden Spiele (sogenannte RTS) durch die komplexe Simulierung der Moral und der körperlichen Verfassung der dargestellten Soldaten. Wesentlicher Bestandteil war auch der strategische Teil. Dem Spieler stand eine komplette Kampagnen- oder Operationskarte zur Verfügung, auf der man seine Einheiten verschieben konnte, um so seine eigene Frontlinie weiter zu verstärken oder voranzutreiben.

    Im Jahr 2006 übernahm der amerikanische Strategiespiele-Publisher "Matrix Games" die Rechte an der Serie und veröffentlichte bis 2010 fünf Titel, die im Grunde nur als Neuauflagen der Originale zu betrachten sind. Abgesehen von einigen Verbesserungen und der Kompatibilität mit aktuellen Betriebssystemen, unterschieden sich diese von ihren Vorgängern nur wenig. Mit "Panthers in the Fog" erschien im November 2012 nun erstmals ein komplett neues und frisches Szenario.

    Technisch gesehen wurde quasi das Letzte aus der nun völlig überarbeiteten Engine herausgeholt. Optisch macht sich der Wechsel von der alten 16-bit auf die neuere 32-bit Grafik durchaus bemerkbar, wobei das grundsätzliche Spielgefühl unverändert bleibt. Matrix Games hatte bereits angekündigt, dass dies der letzte Titel der Serie sein wird, der auf einer 2D-Engine basiert. Für künftige Releases will man auf eine neue 3D-Engine zurückgreifen. Graviteams "Achtung Panzer"-Serie lässt grüssen.



    Kommen wir aber nun zum Spiel. "Panthers in the Fog" spielt an der Westfront. Mal wieder. Die Beharrlichkeit einiger Publisher und Studios immer und immer wieder die Westfront ab 1944 durchzukauen, darf man mittlerweile als bewundernswert bezeichnen. Immerhin wurde aber nicht, wie zu befürchten war, zum x-ten mal die Landung in der Normandie, die Operation Market Garden oder die Ardennenoffensive als Thema gewählt, sondern die deutsche Operation Lüttich.

    An dieser Stelle würde ich jetzt jede Wette eingehen, dass die Mehrzahl der Leser auf Anhieb gar nicht weiß, was es mit der Operation Lüttich auf sich hatte. Mir selbst ging es auch so. Das Unternehmen Lüttich war der deutscher Gegenangriff in der Normandie auf die Ausbruchsbewegung der alliierten Streitkräfte, die den Landungskopf im Rahmen der Operation Overlord nach Osten und Südosten erweitern wollten. Er fand am 6. August 1944 zwischen den Städten Mortain und Avranches statt (Quelle: Wikipedia).

    Ein ungewöhnliches Szenario. War doch der deutsche Gegenangriff eines von Hitlers größten Hirngespinsten, mit allen irgendwie greifbaren Kräften den amerikanischen Durchbruch bei Avranches abzuschneiden. Abgesehen von der erdrückenden alliierten Luftüberlegenheit, standen gar nicht mehr genügend mobile Verbände zur Verfügung und wurden ungeachtet der allgemein kaum noch haltenden Invasionsfront auch noch überall aus den dünnen deutschen Linien herausgezogen. Das Ganze endete schlussendlich mit der Einschließung der Masse der deutschen Normandiefront im Großraum Falaise.



    Wie dem auch sei. Immerhin ein unverbrauchtes Szenario. Nach dem Starten des Spiels landet man sofort im Auswahlmenü. Auf ein Intro wurde komplett verzichtet. Individuelle Optionen wie der Schwierigkeitsgrad, Fog of War oder Dauer der Schlachten dürfen dem eigenen Geschmack angepasst werden. Im Rahmen meines Reviews habe ich natürlich die deutsche Seite und die lange Kampagne gewählt. Man beginnt auf der strategischen Karte. Diese ist recht schick gezeichnet. Hier hat man dann die Aufgabe, sich von seinen Ausgangspunkten im Osten bis nach Avranches im Westen voranzukämpfen. Leichter gesagt als getan. Die Dauer der Kampagne ist auf fünf Tage beschränkt, während jeder Tag in fünf Kampfphasen aufgeteilt ist. Je nach Urzeit kämpft man sodann in der Nacht, in den frühen Morgenstunden oder im weiteren Verlauf des Tages. Die ersten Neuerungen möchte ich hier gleich ansprechen. Bis zu zwei eigene Einheiten können nun einen Gefechtsabschnitt belegen, wobei einer davon immer in Reserve bleibt, aber bei Bedarf die Stellungen der vormals aktiven Einheit nahtlos übernehmen kann.

    Auch können auf der operativen Karte die Unterstützungsanforderungen von Artillerie, Mörser oder Luftwaffe (letzteres ist bei den Deutschen Mangelware) nun nicht mehr ausschließlich den Gefechten zugewiesen, sondern auch strategisch eingesetzt werden. Zum Beispiel um Bewegungen des Feindes zu stören bzw. ganz zu unterbrechen oder um deren Bereitschaftswert zu mindern. Die eigenen Verbände werden auf der strategischen Karte als Kampfgruppen eines Regiments dargestellt. Diese können in den Schlachten nun auch mehr Trupps beinhalten als in den früheren Teilen der Serie.
    Desweiteren werden bei "Panthers in the Fog" keine einzelnen Trupps mehr ausgetauscht. Vielmehr rotiert man nun innerhalb der Kampfgruppe ganze Züge. Die Erfahrung und die Erfolge (zum Beispiel die Abschüsse einer Geschützbedienung) werden nun auch korrekt dokumentiert und gehen beim Rotieren der Einheit nicht mehr verloren.



    Kommt es in einem Abschnitt zu einer Begegnung, folgt in der Regel ein Gefecht. Es sei denn, beide Seiten haben sich für eine Rast entscheiden. Ein Gefecht wird normalerweise einige Stunden andauern und somit in mehreren Phasen ausgetragen werden. Für Kenner der Serie nichts neues. Erfreulich ist, dass auf die exakte Einbindung der Örtlichkeiten auf der strategischen Karte geachtet wurde. Halte ich in einem Gefecht eine Strasse gesperrt, kann die KI diesen Austrittspunkt auf der strategischen Karte nicht benutzen.

    In einem Gefecht darf der Spieler zum Anfang seine Einheiten nach eigenem Ermessen setzen. Handelt es sich um ein Begegnungsgefecht, bei dem sowohl die Deutschen als auch die Amerikaner erst die Karte bzw. den Abschnitt betreten, beginnen beide Seiten an ihren jeweiligen Eintrittspunkten. Hält eine Seite den Abschnitt, während die andere Seite als reiner Angreifer auftritt, ist die gesamte Karte im Besitz der Verteidiger und der Angreifer muss diese freikämpfen bzw. den Verteidiger aus der Karte herausdrücken. Die Aufstellung der KI ist aber nach wie vor suboptimal. Sie besetzt entscheidende Höhen oder Kreuzungen unzureichend, konzentriert ihre Truppen schlecht und ist unverändert zögerlich im Angriff. Die KI positioniert ihre eigenen Panzer oft ungünstig am Kartenrand und nimmt somit in Kauf, dass der menschliche Gegner oft als erstes Schlüsselstellungen in Besitz nimmt. Auch ist es nicht ungewöhnlich, dass die KI zuweilen ihre Panzerabwehrgeschütze mitten in eine abgelegene Waldlichtung ohne Schussfeld aufstellt. Dort, wo der menschliche Gegenpart erst gar nicht reinfahren würde.



    Sofern der Spieler die deutsche Seite steuert, kommt dieser Mangel der KI nicht voll zum Tragen, da man sowieso in der Rolle als Angreifer mehr in Bewegung sein muss. Und die reinen Verteidigungsaufgaben bekommt die KI durchaus gebacken. Bei Spielen mit der amerikanischen Seite, würde eine zögerliche und nur durchschnittliche deutsche KI allerdings keinen guten Angreifer abgeben und eher zur Langeweile führen. Kommen wir zur Wegfindungs-Routine. Die Infanterie machte ihre Sache hier schon immer recht gut, aber die Fahrzeuge konnten den Spieler in früheren Teilen zur Verzweiflung bringen. Ich mache es kurz. Es klappt nun. Zwar ist ein gewisser Grad von Bemutterung durchaus noch notwendig, aber ein Panzer schafft es mittlerweile über eine Brücke.

    Die Echtzeitschlachten sind nach wie vor nett anzuschauen und atmosphärisch dicht. Stress kommt aufgrund des gemächlichen Spieltempos und der Überschaubarkeit der Karten selten auf. Das richtige positionieren der Einheiten ist von großer Bedeutung. Hohe Gebäude geben ein besseres Schussfeld für Infanterie. Paks oder die berühmte 88er-Flak auf einer Anhöhe wirken über die gesamte Karte. Unterstützungsfeuer auf vermutete Feindstellungen zur Unterdrückung der Verteidiger - während man seine Infanterie vorrücken lässt - ist unumgänglich.



    Es können sich wahre Dramen auf dem Schlachtfeld abspielen. Eigene Infanteristen können im Mute der Verzweiflung auf einen passierenden Feindpanzer springen und ihn mit einer Haftladung ausschalten. Zwei schwer Verwundete einer verloren geglaubten Pak Bedienung raffen sich auf, um noch einmal eine Granate zu laden um dem feindlichen Führungspanzer im letzten Moment beim Passieren einer entscheidenden Brücke ein Geschoss entgegenzujagen. Na wenn das kein Eisernes Kreuz wert war..

    Vor meinem Review stellte ich mir die Frage, ob das alte Close Combat-Spielprinzip auf 2D-Karten nicht schon ausgedient hätte. Ich spielte die Spiele früher zwar gerne, zählte mich aber nicht zu den größeren Anhängern. Aber mit "Panthers in the Fog" habe ich mich mehrere Wochen beschäftigen können. Und je länger die Kampagne dauerte, desto intensiver wurde ich in seinen Bann gezogen. Meine Kampfgruppen wuchsen mir richtig ans Herz.




    Fazit:
    "Panthers in the Fog" ist meiner Meinung nach der beste Teil der Close Combat Serie. Für alte Fans ein Muss und auch für Neueinsteiger durchaus empfehlenswert. Einige der Neuerungen verbessern das Spiel erheblich.

    Grafik, Animation & Sound 6,5/10
    Die Grafik geht durchaus in Ordnung. Die neuen Explosionen und Granateinschläge sind hübsch gemacht. Die Bewegungen der Fahrzeuge könnten flüssiger sein. Auf Fahrzeugsound wie Motoren- oder Kettengeräusche wurde wie in der Vergangenheit verzichtet. Das ist schlecht und führt zu einem Punktabzug. Immerhin sprechen wir hier von einem Vollpreistitel und keinem 5 Euro-Indie Game auf Steam. Der Nebel- und Morgendunsteffekt bei den Schlachten in den frühen Morgenstunden nervt. Soll aber mit dem nächsten Patch optional ausgeschaltet werden können.

    Steuerung & Interface 8,5/10
    Das Interface ist gegenüber seinen Vorgängern etwas verändert worden, wobei die gute Funktionalität gleich geblieben ist. Sobald eine handvoll Shortcuts verinnerlicht sind, läuft die Steuerung im Gefecht reibungslos. Eine Zoomfunktion fehlt. Beim Öffnen und Schließen der Karte muss das Einheitenoverlay wieder aufgerufen werden. Das ist etwas seltsam, wird aber noch gepatcht, würde ich meinen.

    Atmosphäre 9/10
    Der Urvater des Mix aus Strategie und Echtzeitkämpfen gibt sich hier keine Blöße. Zwar ist beispielsweise die Atmosphäre auf dem Schlachtfeld in Graviteams "Achtung Panzer-Operation Star" aufgrund der besseren Grafik und der stufenlosen Zoomoption deutlich intensiver, aber "Panthers in the Fog" punktet dafür in seinem strategischen Part. Man fühlt sich mit seinen Kampfgruppen richtig verbunden.

    Spielumfang 8/10
    Sieben Szenarien und fünf Kampagnen stehen zur Auswahl, mit der kompletten Operation Lüttich als umfassendes Sahnestück. Besonderes Augenmerk sollte auch auf dem Multiplayerpart liegen, bei dem zwei Spieler über den Slitherine pbem++ Server sogar ganze Kampagnen gegeneinander schlagen können sollten. Die Betonung hier liegt auf "sollte", denn leider liest man bislang nur von Problemen bei Multiplayerversuchen. Von einer Abwertung sehe ich jedoch ab, da ich den Multiplayer nicht getestet habe und man davon ausgehen sollte, dass die Probleme hier bald gefixt werden.

    Künstliche Intelligenz 5/10
    Die KI ist nur Durchschnitt. Solide in der Verteidigung, aber zu zögerlich im Angriff. Das größte Handicap der KI liegt in ihrer eigenen Einheitenpositionierung. Das sollte noch deutlich besser gehen.

    Gesamtwertung: 74%


    Testsystem: iCore7 3500 - 16GB Ram - GTX680 ->Folgt uns auf Twitter<- ->Besucht uns auf Facebook<-

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